Taverne zur Sonne, wo die Zürcher Prominenz im 16. Jahrhundert badete und feierte


Bereits im späten Mittelalter war Urdorf als Badeort bekannt. Grössere Bedeutung erlangte das Bad Anfang des 16. Jahrhunderts aufgrund der Reformation und des Verbots der Zürcher Rats, für Badekuren ins katholische Baden zu fahren. In den Jahren 1898 und 1899 baute der damalige Besitzer das Gasthaus zu einem stolzen Bau aus. Dieses Geschäftshaus zur Sonne erinnert an die bewegte Zeit des Gebäudes.

Bereits im 15. Jahrhundert war Urdorf als Bade-Kurort bekannt. Wo damals die Taverne mit Badeanlage stand, ist heute nicht mehr bekannt. Zu den berühmtesten Badegästen dieser Zeit zählte die Äbtissin vom Fraumünster. Gemäss Nachweis in der Rechnung der Abtei Fraumünster kostete sie der Aufenthalt jeweils 10 Lot Zucker. Auch der Reformator Zwingli war Gast im Bad zu Urdorf.

An der Stelle des Geschäftshauses zur Sonne baute der Bürger von Zürich und Zunftmeister Hans Steiner im Jahr 1526 das erfolgreiche neue Bad Urdorf. Seinen Aufschwung verdankte das Bad der Reformation. 1525 verbot der Rat des reformierten Zürichs die Badenfahrten, da die Stadt Baden katholisch geblieben war und die evangelischen Badegäste, die bei ihnen erkrankten, zur Beichte und zum Empfang der Hostie anhielt, ihnen aber ein ehrenvolles Begräbnis verwehrte. So entwickelte sich das bescheidene Urdorfer Bad bald zu einem Konkurrenzunternehmen. Auch Heinrich Bullinger, der Nachfolger Zwinglis, war mehrmals Badegast in Urdorf. So auch im Jahr 1547, als er, ganz nach den damaligen Gewohnheiten, in Gesellschaft einer zwölfköpfigen Gruppe anreiste.

Im Kanton Zürich existierten zahlreiche Landbäder, deren wunderwirkende Kraft in Badeschriften gerühmt wurde. So war über Urdorf zu lesen «Zu Urdorff ist ein gesund Bad von Kupfer, Alaun und Schwefelwasser». Auch der damalige Pfarrer Waser rühmte die heilende Wirkung des Bades «Vil Ausgedörrte und Lungensüchtige sind wägen Schwachheit in Sänften dahingebracht worden, die nach Vollendung der Cur frisch und gesund zu Pferd haben heimreiten können». Er erinnert sich auch an Eheleute, «die es wegen Unfruchtbarkeit besucht und hernach die erfreuliche Wirkung trefflich gerühmt haben». Ob die heilende und wundersame Wirkung des Bades dem Wasser oder dem die Kur begleitende fröhliche Betrieb zu verdanken war, bleibe dahingestellt.

1578 erwarb ein Johann Ziegler, Ratsherr und Landvogt, das Gebäude und erweiterte es bis 1583 zu einem prächtigen Prunkbau aus. 1697 stellte der damalige Besitzer Johann Rahn den Badebetrieb ein. Ein Zürcher Arzt glaubte, mit dem guten Ruf des alten Bades sei Geld zu verdienen, und eröffnete 1702 unter dem Namen "Ein neues Bethesda" an der heutigen Birmensdorferstrasse 149 noch einmal ein Bad. Der Erfolg blieb jedoch gering. In den Jahren 1898 und 1899 restaurierte der damalige Besitzer das Gebäude einschneidend. Der damalige Pfarrer Gut bemerkte dazu, dass der stolze Bau eine Zierde für Urdorf sei, was auch heute noch zutrifft.

1943 erwarb Metzgermeister Karl Niedermann aus Zürich das alte Wirtshaus mit Metzgerei und Landwirtschaftsbetrieb mit der Absicht, hier das Fleisch für seine Metzgerei zu produzieren. Aus dem verlotterten «Bauerngütlein» wurde ein Gutsbetrieb mit 46 Stück Grossvieh und über 1000 Schweinen.

Der Gutsbetrieb hinter dem Geschäftshaus und Restaurant Sonne, der zuletzt einem grossen und namhaften Reitstall und Rennpferdebetrieb als Unterkunft diente, musste im Jahr 1983 den Überbauungen im heutigen Gebiet Baumgarten- und Tannmattstrasse weichen.