Embri: einst Felder, dann Sprengstoff und heute Bildung


Dort, wo heute das Bahnhofstrasse-Schulhaus steht, wurde einst Sprengstoff hergestellt. Nachdem die Produktion eingestellt worden war, nutzten verschiedene Gewerbebetriebe das Fabrikgelände. Anfang der 1940er Jahre diente eines der kleinen Fabrikhäuschen als Schulgebäude und in einem andern war bis zur Fertigstellung des Gemeindehauses die Gemeindekanzlei untergebracht. Zwischen 1952 und 1966 hat die Schulgemeinde auf diesem Gebiet die Schulanlagen Bahnhofstrasse, Feld sowie Embri erstellt.

Bis Ende der 1940er Jahre diente das Gebiet zwischen der Bahnhof- und der Feldstrasse nahezu ausschliesslich der Landwirtschaft. Neben einzelnen Wohnhäusern befand sich auf dem heutigen Schulareal «Bahnhofstrasse» einzig ein kleines Gewerbegebiet.

Hier eröffnete die «Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG Berlin» im Jahr 1901 eine Filiale. Diese Sprengstoff-Fabrik bestand aus 16 kleinen Häuschen. Fabrikdirektor Strauch, der sich das Urdorfer Bürgerrecht erkaufte, bewohnte eine stattliche Direktorenvilla. Aus Neutralitätsgründen durfte das Unternehmen jedoch nur Sprengstoff für den Tunnelbau herstellen. 1911 führte eine Explosion in der Sprengkörperpresse zu mehreren Bränden, wobei sich ein Mitarbeiter erheblich verletzte. Aufgrund von Lieferengpässen während des ersten Weltkriegs stockte die Produktion und musste schliesslich eingestellt werden, was zur Liquidation der Fabrik führte. Direktor Strauch gab sein Schweizer Bürgerrecht daraufhin zurück und reiste nach Deutschland aus.

In den leerstehenden «Pulveri»-Gebäuden eröffnete die in Mümliswil/SO ansässige Zellulosefabrik 1919 eine Filiale. Bis 1923 stellten die 25 Mitarbeitenden Kämme aus Nitrocellulose her. Eine Wäscheabteilung fertigte Kragen, Herrenbürsten und Manschetten an.

Anschliessend nutzten verschiedene Gewerbebetriebe die Häuschen. Es bestand unter anderem eine Champignon-Zucht und Karbidschlamm wurde zu Kunstdünger verarbeitet. Ferner hatten ein Sattler, ein «Veloflicker» sowie ein Schreiner ihre Werkstatt auf dem Areal.

In den 1930er Jahren verkaufte die dannzumalige Besitzerin, die Chemica AG aus Schaffhausen, das ganze «Pulveri»-Areal an die Schulgemeinde Urdorf. 1941 wurde eine der kleinen, feuchten Hütten aufgrund der bestehenden Raumknappheit zum «Schuelhüsli» für die Unterstufe umgebaut.

Ein weiteres Gebäude diente von 1942 bis zur Fertigstellung des Gemeindehauses an der Bahnhofstrasse als Gemeindekanzlei. Vorher verrichteten der Gemeindeschreiber und weitere Gemeinde-Funktionäre ihre Aufgaben im Nebenamt in ihren Wohnungen oder Häusern. 1942 wählte der Gemeinderat Karl Ungricht zum ersten vollamtlichen Gemeindeschreiber. Nach einer längeren Bauzeit, u.a. bedingt durch einen Rekurs und die Knappheit an Baumaterial während des zweiten Weltkriegs, konnte Karl Ungricht im Jahr 1946 mit seiner Familie in die Amtswohnung im 1. Stock des neuen Gemeindehauses einziehen. Die Kanzlei sowie die Poststelle Urdorf befanden sich im Erdgeschoss. Als die Räumlichkeiten den postalischen Anforderungen nicht mehr genügten, erstellte die Post 1961 neben dem Gemeindehaus ein modernes Postlokal. Mit der Gemeinde wuchsen auch die Bedürfnisse der Gemeindeverwaltung laufend. So dienten zuerst die freien Posträume und ab Mitte der 1990er Jahren die nicht mehr vermietete Wohnung im 1. Stock den Verwaltungszwecken. 1999 dislozierte die Post ins Gemeindezentrum an die Birmensdorferstrasse neben das Zentrum Spitzacker. Die Politische Gemeinde konnte das freiwerdende Postgebäude kaufen und die teilweise dezentralen Dienste an einem Standort zusammenführen.

Seit Anfang der 1950er Jahre wird das Gebiet zwischen der Bahnhof- und der Feldstrasse von der Schule genutzt. 1952 wurde das Schulhaus Bahnhofstrasse erstellt, 1958 und 1966 folgten die Schulhäuser Feld sowie Embri.